Die Auswahl an Olivenölen in Supermärkten und bei Feinkosthändlern ist groß. Da fällt es manchmal schwer, das richtige Olivenöl zu kaufen. Wie erkennt man ein hochwertiges Olivenöl? Was kostet ein gutes Olivenöl? Wie schmeckt ein gutes Olivenöl? Und was bedeutet eigentlich „extra nativ“ genau? Diese und ähnliche Fragen stellen sich viele, die auf der Suche nach einem guten Olivenöl sind. Wir haben für euch die nachfolgenden Tipps und Infos recherchiert. Damit landet sicher kein schlechtes Olivenöl mehr auf eurem Teller.
von Sven Güntner | OlivenZauber.de
Die Qualitätsstufen von Olivenöl
Es gibt viele EU-Verordnungen. Manche regeln sogar so seltsame Dinge wie die Krümmung von Bananen oder Gurken. Genau so eine Verordnung regelt seit 2012 die Kennzeichnung von Olivenöl. Hier in drei Qualitätsstufen unterteilt: natives Olivenöl extra, nativ Olivenöl und Oliventresteröl, das auch Lampantöl genannt wird. Kriterien für die Einteilung ist laut Gesetz der Gehalt an freien Fettsäuren und Fehler im Geschmack.
In Deutschland wird hauptsächlich das qualitativ hochwertigste „native Olivenöl extra“ verkauft. Öl dieser Qualität darf maximal 0,8 % freie Fettsäuren enthalten. Außerdem darf es keine Geschmacksfehler vorweisen.
Gemäß EU-Verordnung müssen die Etiketten den Zusatz „erste Güteklasse – direkt aus Oliven ausschließlich mit mechanischen Verfahren gewonnen“ enthalten. Was sollte noch auf dem Etikett eines guten Olivenöls stehen?
Das muss auf dem Etikett eines guten Olivenöls stehen
Grundsatz: Je mehr Informationen, desto besser. Das Etikett eines Olivenöls liefert uns wichtige Informationen, um erste Hinweise auf die Qualität des Olivenöls zu bekommen. Allerdings sind viele Angaben leider nicht besonders aussagekräftig und die wirklich entscheidenden Angaben sind keine Pflichtangaben.
Neben der oben genannten gesetzlich festgelegten Güteklasse sollte das Herkunftsland, besser sogar noch eine bestimmte Region zu erkennen sein. Eventuell weisen auch spezielle Siegel auf den biologischen Anbau oder eine bestimmte geschützte Anbauregion hin.
Gesetzlich wird der Aufdruck des Mindesthaltbarkeitsdatums gefordert. Das Erntejahr und das Abfülldatum sind jedoch deutlich wertvollere Angaben zur Bestimmung der Qualität des Olivenöls. Je älter ein Olivenöl ist, desto mehr verblassen die charakteristischen Aromen.
„Kaltgepresst“ oder „kalt extrahiert“ bedeuten, dass die Temperatur des Olivenöls während seiner Verarbeitung nur maximal 27 Grad haben darf, was sich positiv auf die Qualität auswirkt.
Gutes Olivenöl ist sortenrein. Da der Geschmack des Olivenöls stark von der verwendeten Olivensorte abhängt, sollte die Sorte auf dem Etikett angegeben sein. Stehen Hinweise wie „aus verschiedenen Olivenölen“ oder „aus Olivenölen“ auf dem Etikett, deutet das auf ein einfacheres, verschnittenes Olivenöl hin.
Verschiedene Experten warnen zudem auch vor Etikettenschwindel bei Olivenöl. Die europäische Olivenöl-Verordnung setzt außerdem Mindeststandards, die es sogar im legalen Rahmen ermöglichen, Olivenöle minderer Qualität so zu mischen und zu verschneiden, dass die chemischen Werte der Qualitätsstufe „extra nativ“ im Ergebnis erreicht werden. Hier werden die Verbraucher dann im Grunde über die Qualität des Olivenöls getäuscht.
Das sagt der Preis über ein gutes Olivenöl
Gutes Olivenöl ist wie guter Wein – auch hier gibt es deutliche Unterschiede im Geschmack und bei der Qualität. Wie bei den meisten Lebens- und Genussmitteln hängt die Qualität der Produkte von der investierten Zeit des Produzenten ab.
Die Produktion von Olivenöl ist sehr arbeitsintensiv. Pro Olivenbaum werden durchschnittlich 20 kg Oliven geerntet. Daraus gewinnt man ca. 3 – 4 Liter Olivenöl. Ein Baum braucht ca. vier bis zehn Jahre, bis er erstmals Früchte trägt. Die Ernte bedeutet viel Arbeit und auch unter dem Jahr müssen die Bäume gepflegt und geschnitten werden.
Die beste Qualität an Olivenöl erhält man, wenn die Oliven von Hand geerntet werden. Dann werden die Oliven nicht beschädigt und es kommt nicht zu unerwünschten Gärprozessen. Eine große Rolle spielt dabei auch die Zeitspanne bis zur Weiterverarbeitung. Im Idealfall werden die Oliven bereits wenige Stunden nach der Ernte weiterverarbeitet und erhalten so ihr frisches Aroma.
Billiges Olivenöl, mit einem Verkaufspreis von unter 15 € pro Liter beispielsweise, ist verdächtig. Um solche Preise zu erzielen, müssen bei der Produktion zu viele Abstriche gemacht werden. Olivenöl mit vernünftiger Qualität kostet mindestens ca. 20 € – 25 € pro Liter. Feinschmecker-Olivenöl ca. 40 € pro Liter. Der Preis sagt zwar nicht zwingend etwas über die Qualität aus, die Wahrscheinlichkeit für 30 € ein gutes Öl zu bekommen, ist höher als für 9,99 €.
Die Qualität von Olivenöl ist messbar
Gutes Olivenöl wird regelmäßig lebensmittelchemisch auf den Säuregehalt, die Peroxidzahl sowie andere Kriterien hin überprüft. Aber auch Sensorik-Tests und Frischetests gehören zum Repertoire der Experten..
Der wichtigste Analysewert von Olivenöl ist der Säuregehalt, also der Anteil freier Fettsäuren. Gute Olivenöle weisen einen Säuregrad zwischen 0,2% und 0,6% auf. Dieser Wert deutet darauf hin, dass die Oliven jung geerntet und zügig verarbeitet wurden.
Kein Indikator für die Qualität von Olivenöl ist die Farbe oder der Trübheitsgrad.
So erkennt man gutes Olivenöl am Geruch
Gutes Olivenöl kann man ganz einfach mit einer Geruchsprobe an der Flasche erkennen. Als einfache, zugegeben etwas paradoxe, Faustregel gilt: Wenn es nach Olivenöl riecht, deutet das auf minderwertige Qualität hin.
Gutes Olivenöl hingegen hat viele Aromen. Die können, ähnlich wie beim Wein, von Beeren über Zitrusfrüchte bis hin zu Hölzern oder ähnlichen Dingen reichen. Im Mittelmeerraum gibt es weit über 500 Olivensorten, die dem daraus gewonnenen Olivenöl jeweils ihre eigenen Aromen verleihen.
Riecht das Olivenöl hingegen muffig, metallisch, ranzig oder modrig, stimmt höchstwahrscheinlich etwas nicht damit.
So schmeckt gutes Olivenöl
Gutes Olivenöl schmeckt kräftig und frisch. Der Geschmack hängt von der Olivensorte und vom Reifegrad ab. Je reifer die Früchte in die Ölmühle kommen, desto milder fällt das Olivenöl aus. Jüngere Früchte ergeben ein kräftigeres Öl. Der Geschmack eines guten Olivenöls kann scharf, fruchtig oder bitter sein. Bitterkeit oder Schärfe werden von manchen Menschen als negativ empfunden, sind jedoch als positiv zu bewerten. Hinter der Bitterkeit verstecken sich beispielsweise die besonders gesunden Polyphenole.
Laut EU-Olivenöl-Verordnung darf der Geschmack nur als „fruchtig„, „scharf“ und „bitter“ bezeichnet werden. Ergänzend dürfen die Bezeichnungen als „intensiv„, „mittel“ oder „leicht“ beschrieben werden. Geschmacksattribute wie „blumig„, „schmeckt nach Tomaten“ oder „nussig“ sind nicht erlaubt.
Olivenöl, das „modrig„, „wein- oder essigartig„, „säuerlich„, „ranzig“ oder „metallisch“ schmeckt, ist von minderer Qualität.
Gutes Olivenöl schmeckt, wie guter Wein, nicht neutral sondern hat immer eine eigene Geschmacksnote, die auch als Nachgeschmack anhält.
So verwendest du gutes Olivenöl richtig
Die landläufige Meinung, Olivenöl sei zum Braten nicht geeignet, ist schlicht und einfach falsch. Ganz im Gegenteil, Olivenöl hat sogar im Vergleich zu anderen Fetten einen hohen Rauchpunkt. Trotzdem sollte man auch bei Olivenöl darauf achten, dass dieses nicht zu heiß wird.
Je nach Qualität und Geschmack eignen sich mildere Olivenöle eher zum Backen oder für Nachtische, etwas kräftigere für Salat oder zum Marinieren und Einlegen. Zum braten von Fleisch eignen sich intensive Olivenöle am besten.
Darüber hinaus kann man Olivenöl nicht nur essen, sondern damit auch Haut und Haar etwas gutes tun.
Hast du ein gutes Olivenöl gefunden, gilt es noch zwei Dinge zu beachten:
Olivenöl sollte richtig gelagert werden, um seine Qualität zu erhalten. Wichtig ist, dass es kühl und vor allem dunkel gelagert wird. UV–Licht schädigt das Olivenöl und führt so zu Qualitätsverlust. Dosen sind daher die ideale Verpackung für Olivenöl. Schädliches UV-Licht wird zu 100% absorbiert und das Olivenöl ist bestmöglich geschützt. Zudem haben sie ein geringeres Eigengewicht als Flaschen, was der Ökobilanz beim Transport zugute kommt.
Nach dem Öffnen der Verpackung sollte das Olivenöl in ca. 2 – 3 Monaten verbraucht werden. Durch den Kontakt mit Sauerstoff beschleunigen sich die Oxydationsprozesse und das Olivenöl verliert so deutlich schneller an Qualität. Wichtig ist daher, die Verpackungsgröße auf den eigenen Verbrauch abzustimmen.
Olivenöl vor dem Kauf unbedingt probieren
Neben den messbaren Kriterien für gutes Olivenöl kommt es stets auf den Geruch und den Geschmack an. Ihr solltet das Olivenöl vor dem Kauf also unbedingt probieren. Im Supermarkt ist das in der Regel schlecht möglich. Dort ist die Wahrscheinlichkeit, ein hervorragendes Olivenöl zu einen angemessenen Preis zu finden, aus verschiedenen Gründen sowieso eher gering. Daher bieten sich der Gang zum Feinkostgeschäft eures Vertrauens oder eine Bestellung bei einem Online-Fachhändler an.
Fazit: So erkennt man gutes Olivenöl
Ihr kauft sicher kein schlechtes und überteuertes Olivenöl mehr, wenn ihr folgende zusammengefasste Ratschläge beachtet:
Etikett auf folgende Inhalte prüfen:
- Produzent / Abfüller zu erkennen?
- Herkunftsland oder besser -region zu erkennen?
- Kaltgepresst?
- Säuregrad des Öls?
- Chemische Analysewerte?
- Erntemethode und -zeitpunkt?
- Olivensorte? Sortenrein?
- Siegel?
- Preis prüfen:
- Ist der Preis zu den Angaben auf dem Etikett stimmig?
- Sehr niedriger Preis deutet auf minderwertige Ware hin, die „aufgehübscht“ wurde.
- Preis für ein ordentliches Olivenöl sollte bei ca. 10 – 15 € pro Liter beginnen.
- Riechen und probieren das Olivenöl auf jedem Fall vor dem Kauf.
- Gutes Olivenöl erkannt? Kühl und dunkel lagern, nach 2-3 Monaten verbrauchen.
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